Antworten auf den neuen Qualifizierungsbedarf

Strukturelle Umbrüche und zusehends kurze Halbwertzeiten von Wissen fordern die deutsche Wirtschaft aktuell besonders heraus. Der Direktor des DHBW CAS, Prof. Dr.-Ing. Joachim Frech, analysiert die Situation jedoch als Chance. Jetzt ist Weiterentwicklung gefragt! Bei weitem nicht nur im Bereich Digitalisierung. Die Antwort sind passgenaue, qualitativ hochwertige Weiterbildungen für die bisherigen und unbedingt auch künftigen Leistungsträger*innen in Unternehmen und Einrichtungen.

Weiterbildung kostet Geld. Warum investieren Unternehmen und Einrichtungen gerade jetzt in die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter*innen?

Prof. Frech: Der Qualifizierungsbedarf wandelt sich. Er ist viel dynamischer als früher. Lebenslanges Lernen ist keine nette Kür, sondern eindeutig Pflicht für jeden und jede, gerade für Fach- und Führungskräfte. Wir merken, dass das Thema gerade viel diskutiert wird, und das ist gut so! Unsere Dualen Partner, also die Unternehmen und Einrichtungen unserer Studierenden, stellen sich allerdings bereits seit geraumer Zeit professionell darauf ein. Bei uns studieren Expert*innen von Global-Playern bis zu kleinen und mittelständischen Unternehmen. Diese Partner wissen genau, dass sie ihre Kräfte aktueller, digitaler oder auch interdisziplinärer aufstellen müssen. In dem benötigten Umfang können und wollen sie aber keine neuen Mitarbeiter*innen anwerben, sondern sie entwickeln sich gemeinsam mit ihren Talentträger*innen weiter. Anders geht es gar nicht. Mit diesem Verständnis haben wir unser Angebot in Abstimmung mit unseren Kunden entsprechend ausgebaut.

Weiterbildung also als Mittel, um sehr gute und bewährte Kräfte an sich zu binden?

Prof. Frech: Der Umbruch ganzer Industriezweige hat eindeutig Konsequenzen hinsichtlich Qualifizierung und Personalentwicklung, wobei unterschiedlich große Unternehmen und Einrichtungen unterschiedliche Möglichkeiten haben. Globale Akteure reagieren auf den strukturellen Wandel teils mit weltweiten Verlagerungen, beispielsweise mit Software-Zentren in Indien etc. Gleichzeitig finden diese Unternehmen noch am ehesten neue Kräfte – direkt von den Hochschulen oder auch bei eher kleineren Martkbegleitern.

Ob das Ziel nun das Finden und Entwickeln geeigneter Kräfte oder aber das Binden und Entwickeln bestehender Expert*innen ist: Das DHBW CAS wird für seine bedarfsgerechten, hochwertigen Weiterbildungsangebote als Partner geschätzt. Die Modalitäten handeln Arbeitgeber und Studierende hinsichtlich Art, Umfang und Details der Qualifizierung, Kostenübernahme, Freistellungen und Ähnlichem individuell aus. Damit erleben beide Seiten unsere akademische Weiterbildung als inhaltliche Win-Win-Situation bei angemessenen Rahmenbedingungen.

Wo ist der Weiterbildungsbedarf in Ihren Augen aktuell am größten?

Prof. Frech: Die Halbwertzeit des Wissens wird immer kleiner, insbesondere im Bereich der Digitalisierung. Hier reden wir derzeit nur noch von wenigen Jahren, bis das Wissen des Einzelnen überholt ist. Natürlich sind daher unsere Module immer auf einem aktuellen Stand. Als große Hochschule mit vielfältigen Kontakten in die Praxis lernen wir selbst jeden Tag dazu und entwickeln unser Angebot weiter.

Neben unseren bewährten Master-Studiengängen wie Wirtschaftsinformatik oder Informatik haben wir schon vor Jahren in Zusammenarbeit mit führenden Industrieunternehmen den Studiengang „Integrated Engineering“ entwickelt, bei dem die Integration klassischer Ingenieurthemen mit aktuellen Informatikthemen im Vordergrund steht. Hier erarbeiten Expertinnen und Experten aus Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik interdisziplinär digitalisierte Geschäftsprozesse im Zeitalter von Industrie 4.0 . Ganz nebenbei lernen sie zudem Kommunikationsfähigkeit über Disziplingrenzen hinweg sowie bereichsübergreifendes Denken. Mit diesen erweiterten Kompetenzen stellen sich unsere Absolvent*innen und ihre Arbeitgeber langfristig wettbewerbsfähig auf.

Mit einem ähnlichen Ansatz bereiten wir gerade ein Zertifikatsprogramm „Intersectoral Governance“ und einen Studiengang „Digitalisierung in der Sozialen Arbeit“ vor. Auch hier werden wir klassische Grenzen überwinden und so neue und gefragte Qualifizierungsbedarfe abdecken.

Wie stellen Sie sicher, dass das Wissen und die Kompetenzen immer den aktuellen Ansprüchen entsprechen?

Prof. Frech: Wer an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg einen Master studiert kann sicher sein, dass das Angebot stets am Puls der Zeit ist. Unser Konzept lebt vom Input aus der Praxis: Hier meldet die Wirtschaft direkt ihre Bedarfe an und bringt sich in die Gestaltung der Studiengänge ein. Inhaltliche Impulse kommen zum einen aus den Forschungsaktivitäten der Hochschule, aber auch in erheblichem Umfang aus den aktuellen Fragestellungen in den Seminaren oder den Masterarbeiten, die reale Probleme der Dualen Partner bearbeiten und lösen. Damit ist ein unmittelbarer Mehrwert für den Arbeitgeber garantiert.

Unsere Studienangebote sind außerdem nicht starr, sondern zeitlich sowie inhaltlich sehr flexibel. Je nach Studiengang haben die Studierenden eine riesige Modulauswahl, so dass sie ihre Weiterbildung optimal an aktuelle Erfordernissen und die nächsten Schritte ihres Arbeitgebers anpassen können. Gerade in den Ingenieur- und Informatik-Angeboten gleicht wohl kein Studienplan dem anderen. Durch das große Modulangebot und die Wahlfreiheit stellen sich die Studierenden – idealerweise gemeinsam mit ihrem Arbeitgeber – das Studium genau so zusammen, wie sie es entsprechend Vorbildung und Qualifikationszielen brauchen. Unsere Alumni sind daher breit aufgestellte, auch methodisch offene und interdisziplinär kommunikative Fach- und Führungskräfte für die Herausforderungen der Zukunft.

Was antworten Sie aber, wenn den besten Kräften scheinbar keine Zeit für Fortbildungen bleibt?

Prof. Frech: Die Nachfrage steigt nach kleineren Weiterbildungsformaten und flexibleren Zeitbudgets. Das DHBW CAS hat daher neue Zertifikatsprogramme auf Master-Niveau entwickelt. Es handelt sich hierbei um Einzelmodule oder auch um kleinere und mittelgroße Modulblöcke unserer Masterstudiengänge, sogenannte „Certificates of Advanced Studies“ oder „Diplomas of Advanced Studies“. Wer einen klar umrissenen Wissensbereich für sich erschließen möchte, ohne gleich ein ganzes Masterstudium zu beginnen, ist hier richtig.

Mit diesen Zertifikatsprogrammen haben wir zudem ein besonders variables, schnell am die Bedarfe anpassbares Angebot geschaffen. Der Pluspunkt dabei: Wer hier Feuer fängt, kann problemlos alle passenden Module auf ein späteres Masterstudium bei uns anrechnen lassen.

Vielen Dank für das Interview.