Digital trifft Sozial: Ein neuer Studiengang und seine erste Absolventin

„Im April hatte ich mein Leben zurück“, lacht Annika Maier. Da hatte sie den DHBW CAS Masterstudiengang „Digitalisierung in der Sozialen Arbeit“ erfolgreich abgeschlossen – und zwar als Pionierin: Die Projektmanagerin in der Zentralen IT der Stiftung Liebenau hat als erste diesen neuen Studiengang absolviert. Hinter ihr liegen zwei durchaus anstrengende Studienjahre. „Dass es zeitweise etwas stressig wurde, lag auch an meiner Entscheidung, die Arbeitszeit nicht zu reduzieren und stattdessen Überstunden und Urlaub zu investieren“, sagt Annika Maier. Bereut hat sie ihre Studienwahl nicht – im Gegenteil: „Die Lehrenden waren mit ihren Inhalten wirklich am Puls der Zeit und haben die Inhalte spannend vermittelt, obwohl zwei Drittel des Studiums wegen Corona online stattfinden musste.“ Besonders gut gefallen hat Annika Maier, dass sie immer wieder reale Probleme und Fragen aus der betrieblichen Praxis bearbeiten und mit ihren Kommiliton*innen und den Dozierenden diskutieren konnte.

Diese Verzahnung von Theorie und Praxis hatte sie schon während ihres Bachelorstudiums – BWL mit dem Schwerpunkt Gesundheitsmanagement – an der DHBW Ravensburg kennen und schätzen gelernt. Während ihrer Tätigkeit für die in der Bodenseeregion ansässige Stiftung Liebenau zeichnete sich die Digitalisierung immer deutlicher als der Bereich ab, auf den sich Annika Maier fokussieren wollte. Für ihren Arbeitgeber wie für alle Einrichtungen der Sozialarbeit und Wohlfahrtspflege ist Digitalisierung mittlerweile zu einem Schlüsselthema geworden. Der Einsatz von Smartphone-Apps und Sensortechnik, um die Kommunikation, die Informationsflüsse und die Terminkoordination zwischen Klienten, Betreuungskräften und Angehörigen zu vereinfachen, wird immer dringlicher. Gründe sind der zunehmende Personalmangel, aber auch die räumlichen Entfernungen zwischen Heimbewohnern und ihren Angehörigen. „Angesichts der notwendigen Barrierefreiheit in der Kommunikation und der Anforderungen von IT-Sicherheit und Datenschutz sind das anspruchsvolle Projekte, aber diese Möglichkeit, neue Prozesse mitzugestalten, ist gerade das Spannende an der Sache“, sagt Annika Maier.

Am DHBW CAS belegte sie zunächst nur das Zertifikatsprogramm des Studiengangs „Digitalisierung in der Sozialen Arbeit“ mit sechs Modulen. Sie entschloss sich dann aber bald, das komplette Masterstudium zu durchlaufen und wählte Unternehmensführung sowie Personal und Organisation als Schwerpunkte. Viele Studieninhalte erweisen sich jetzt in ihrem Arbeitsalltag als unmittelbar nützlich. „Vor allem von den Lehrveranstaltungen zu Datenschutz und IT-Sicherheit profitiere ich sehr. Aber auch die Methoden der empirischen Sozialforschung kann ich jetzt bei einem neuen Projekt einsetzen, bei dem ich Interviews machen muss.“ Vermisst hat Annika Maier nur eine vertiefte Einführung in die technischen Aspekte der Digitalisierung.

In ihrer Masterarbeit packte Annika Maier ein Thema aus ihrer beruflichen Praxis an: Es ging um ein sensorgestütztes Assistenzsystem im betreuten Wohnen, mit dessen Einführung die Stiftung zuvor gescheitert war. Annika Maier forschte nach den Ursachen und stieß darauf, dass es vor allem an der Akzeptanz bei den Mitarbeitenden gemangelt hatte. „Die Technik kann noch so gut sein, sie nützt nichts, wenn man die Pflegekräfte nicht davon überzeugen kann, sie auch anzuwenden. Das Masterthema passte sehr gut, weil hier in der Stiftung niemand die Zeit hatte, dieses Projekt wirklich mal zu evaluieren und die Grundlage für einen Neustart zu schaffen. Diese direkte Nutzanwendung hat mich beim Schreiben der Arbeit sehr motiviert.“

Ein weiterer Mehrwert des dualen Studiums, der Annika Maier sehr wichtig ist: In den zwei Jahren hat sich ein Netzwerk aus Kommiliton*innen herausgebildet, auf das sie immer wieder zurückgreifen kann, um berufliche Erfahrungen auszutauschen, Informationen weiterzugeben, Probleme zu besprechen. „Da haben sich richtige Freundschaften entwickelt, obwohl wir uns wegen Corona ja erst lange nach Studienbeginn zum ersten Mal in Heilbronn persönlich treffen konnten.“

Wie hat sie die Unterstützung durch den Arbeitgeber erlebt? „Die Stiftung hat die Finanzierung des Studiums übernommen. Darüber hinaus habe ich vor allem vom Leiter der IT, der jetzt auch mein Chef ist, Unterstützung erhalten. Aber es waren auch Eigeninitiative und Überzeugungsarbeit nötig, ehe ich starten konnte. Für mich ist das ein Ansporn, nun zu beweisen, dass sich die ‚Investition‘ gelohnt hat.“

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