Die digitale Transformation in der Sozialen Arbeit bedarf einer qualifizierten Ausbildung
Als Megatrend führt die Digitalisierung zu grundlegenden Veränderungen in nahezu allen Bereichen der Gesellschaft und somit auch in fast allen Arbeitsbereichen der Sozialen Arbeit.
Digitalisierung kann nicht nur dabei helfen, Arbeitsschritte zu vereinfachen und effizienter zu gestalten, sondern bietet auch für die Menschen einen Mehrwert – denn digitale Teilhabe ist soziale Teilhabe. Allerdings bringt die digitale Transformation der Sozialen Arbeit neue Herausforderungen und Anforderungen an soziale Dienstleistungen mit sich. Um diesen grundlegenden Veränderungen gerecht zu werden, hat das DHBW Center for Advanced Studies (DHBW CAS) den Masterstudiengang Digitalisierung in der Sozialen Arbeit entwickelt. Ein Barcamp zum Thema brachte weitere konkrete Impulse.
Die Digitalisierung in der Sozialen Arbeit befindet sich aktuell noch weit hinter den Möglichkeiten. „Neben dem Willen zur aktiven Mitgestaltung der digitalen Transformation benötigt es vor allem eine fundierte Qualifizierung der Fachkräfte. Es ist wichtig, diesen Qualifizierungsbedarf zu decken. Ansonsten laufen wir Gefahr, beispielsweise für Fragen der Gestaltung gesellschaftlicher Wandelprozesse im Zusammenhang mit der Digitalisierung, irrelevant zu werden“, sagt Prof. Dr. Michael Batz, Wissenschaftlicher Leiter des Dualen Masters Digitalisierung in der Sozialen Arbeit am DHBW CAS. Des Weiteren müsse man die digitalen Potentiale für die Verbesserung der Effektivität und Qualität sozialer Dienstleistungen nutzen, um nicht weiter an Attraktivität für Fachkräfte einzubüßen.
Ein gutes Beispiel und zugleich ein wichtiger Aspekt ist das Thema Datenschutz. Da es im Sozialwesen vielfach um den Umgang mit sensiblen Daten geht, ist die Thematik umfangreich und eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten ausschlaggebend. „Wir vermitteln unseren Studierenden im Masterstudiengang Digitalisierung in der Sozialen Arbeit auch im Bereich der IT-Sicherheit und des Datenschutzes die erforderlichen Kompetenzen, um relevante rechtliche Aspekte sowie deren Gestaltungsmöglichkeiten frühzeitig zu erkennen, sich bei Bedarf mit Expert*innen zielgerichtet auszutauschen und geeignete Lösungsansätze entwickeln zu können“, sagt Batz.
Erstes Barcamp zeigt Relevanz der Digitalisierung
Wie vielfältig die Themen und Herausforderungen rund um die Digitalisierung in der Sozialen Arbeit sind, machte ein Barcamp des DHBW CAS zum Thema deutlich: Am 29. und 30. September trafen sich Teilnehmende aus Praxis und Wissenschaft zum Austausch. In 24 Sessions tauschten sich Interessierte frei aus. Themen waren u.a. Mitarbeiter-Apps, intelligentes Wissensmanagement, Datenschutz, Medienkompetenzen in der digitalen Sozialarbeit, neue Softwarelösungen in der Behindertenhilfe, verschlüsselter KI-Kommunikation in der Suchtberatung, Robotik und Assistenzsystemen für Menschen mit Behinderung.
Die Teilnehmenden konnten von den Erfahrungen anderer lernen und sich inspirieren lassen. Zudem war Zeit für wertvolles Networking. „Unser Ziel ist es, Impulse aus der Praxis aufzunehmen. Wir wollen hören, welche Themen dort aktiv eine Rolle spielen. Umgekehrt möchten wir aus wissenschaftlicher Sicht unsere Ideen vorstellen und eine gemeinsame Strategie entwerfen, wie beides verbunden werden kann“, sagt Prof. Dr. Michael Batz.
Da passte es, dass zwischen den Diskussionsrunden Gespräche mit Fachexpert*innen stattfanden. So stellte bspw. Björn Gorniak, Produktmanager bei Connext Vivendi, die „Pflegebrille“ vor. Dabei handelt es sich nach dem Vorbild von Google Glasses und Virtual Reality Brillen um eine Art Minicomputer, der wie eine Brille am Kopf getragen und mit Kopfbewegungen gesteuert werden kann. Es werden dann Informationen, die der Anwendende für die Pflegetätigkeit braucht, auf den Brillengläsern eingeblendet. Gorniak gab auch einen Einblick in den Entwicklungsprozess, benannte Herausforderungen und entwickelte Zukunftsvisionen, welche Möglichkeiten beispielsweise eine solche Pflegebrille noch bieten könnte.
„Ein gezielter Einsatz von Technologien wie beispielsweise die Pflegebrille könnte Mitarbeitende im Sozial- und Gesundheitsbereich entlasten, indem Dokumentationspflichten direkt im Arbeitsprozess geleistet werden und nicht als zusätzliche Aufgabe nach Dienstschluss", sagt Karin Kiessling, Externe Entwicklungsbegleiterin des Masterstudiengangs Digitalisierung in der Sozialen Arbeit und Geschäftsführende Gesellschafterin von context YELLOWS.