Können deutsche Unternehmen „Entrepreneurship“?

Das Silicon Valley – wenn von Innovation und Entrepreneurship die Rede ist, dann ist der Tech-Hub in San Francisco der Goldstandard. Während sich auch in Deutschland die Gründungsszene entwickelt, befinden sich die Großunternehmen und Konzerne noch auf der Suche nach passenden Konzepten, um „the Power of Entrepreneurship“ für sich nutzbar zu machen.

Welche Strategien können hier helfen? Daran forschen die wissenschaftlichen Leiter*innen des Masterstudiengangs Entrepreneurship am Center for Advanced Studies der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW CAS), Prof. Dr. Armin Pfannenschwarz und Prof. Dr. Jeanine von Stehlik.

Mittelständisch geprägte Unternehmen, insbesondere die international erfolgreichen „Hidden Champions“, tun sich hier leichter. „Diese sind meist sehr unternehmerisch geführt und besitzen eine gute Balance zwischen Innovationskultur und professionellen Prozessen“, sagt Prof. Dr. Armin Pfannenschwarz. „Schwieriger ist das für Konzerne. Sie verfügen zwar über Zugang zum Markt und zu Kapital, sind jedoch der Eigenlogik der Standardisierung unterworfen und damit unbeweglicher. Für sie gleicht die Integration der Entrepreneurship-Kultur der Quadratur des Kreises.“

Derzeit werden verschiedene Wege dazu ausprobiert, z. B. Accelerators, Innovation Hubs oder ausgelagerte Startup-Zentren. Das ideale System scheint noch niemand gefunden zu haben, obwohl erhebliche Mittel investiert werden. „Die Herausforderungen bestehen darin, den Tunnelblick des Gewohnten zu überwinden und neu zu denken. Ansonsten läuft man Gefahr, disruptive Technologien, die das Geschäftsfeld von Grund auf verändern, zu übersehen“, so Jeanine von Stehlik.

Doch welche Methoden und Strategien können hier helfen?

Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist die Kultur innerhalb eines Unternehmens. „Eine Innovationstruktur ohne passende Unternehmenskultur aufzubauen, ist extrem schwierig. Gerade Firmen, die vom Inhaber oder der Inhaberin geführt werden oder in Familienbesitz sind, haben hier einen Vorteil, da das unternehmerische Element grundsätzlich vorhanden ist“, sagt Pfannenschwarz. „Wenn dieser Unternehmergeist an der Spitze herrscht, ist er die treibende Kraft hinter allen Anstrengungen und Aktivitäten. Große Konzerne neigen dazu, die Freiheit der kreativen Arbeit unter Regularien zu ersticken.“

Die zentrale Rolle bei solchen Innovationsprojekten spielen die verantwortlichen Mitarbeiter*innen, die sogenannten Intrapreneure. Gegenüber ihren freien Kollegen in selbstverantworteten Gründungsteams genießen sie den Vorteil eines gesicherten Gehalts und der Möglichkeiten eines großen Unternehmens im Rücken. Andererseits müssen sie die Spannung zwischen der entfesselten Kreativität im eigenen Umfeld und den rigiden Strukturen der Organisation dahinter aushalten. Keine einfache Aufgabe – die meisten Projekte führen nicht zum Erfolg. Doch gezieltes Training und eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem herausfordernden Thema helfen:

Aus diesem Grund richtet sich der Masterstudiengang Entrepreneurship des DHBW CAS sowohl an Entrepreneure als auch an Intrapreneure mit anspruchsvollen Startup- und Scaleup-Projekten. „Die beste Ausbildung ist für Unternehmer*innen gerade gut genug“, sagt Pfannenschwarz und von Stehlik fügt hinzu: „Der Fokus der Lehre liegt nicht nur auf der Vermittlung von aktuellen Methoden und Werkzeugen zur Unternehmensentwicklung, zu Finanzierungsprozessen und Wachstumsstrategien. Neben der kritischen Analyse wird auch die praxisnahe Entwicklung innovativer Lösungsansätze und das ´Verkaufen´ innerhalb des Konzerns trainiert.“