Masterstudiengang Transkulturelle Traumapädagogik schult im Umgang mit traumatisierten Geflüchteten

Traumatisierungen können unterschiedlichste Ursachen haben und bedürfen individueller psychologischer Behandlung. Kompliziert wird es, wenn therapeutische Hilfe auf Erkrankte aus einem anderen Kulturkreis stößt. Denn auch Krankheitsbilder und Therapieansätze sind kulturabhängig. Um die transkulturellen Hürden zu überwinden, hat Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan den neuen Masterstudiengang Transkulturelle Traumapädagogik am DHBW CAS ins Leben gerufen. Die Bewerbungsfrist zum Wintersemester läuft noch bis Ende Juni.

„Die größten Herausforderungen in der transkulturellen Arbeit, zum Beispiel mit Geflüchteten, sind kulturspezifische Krankheitsbilder“, sagt Jan Ilhan Kizilhan. „So können sich die Symptome einer Depression oder posttraumatischen Belastungsstörung bei Patientinnen und Patienten aus dem Nahen und Mittleren Osten anders darstellen als zum Beispiel bei Menschen aus Indien oder den Balkanländern.“ Therapeutisches, pädagogisches oder medizinisches Personal auf diese Situation vorzubereiten, ist das Hauptanliegen am DHBW Center for Advanced Studies. Doch nicht nur den Blick für unterschiedliche Symptomatiken zu schärfen, ist Ziel des Curriculums, sondern auch die Adaption von Therapieansätzen. Jan Ilhan Kizilhan: „In der Arbeit mit traumatisierten Menschen anderer Kulturen müssen wir auch die Therapieansätze behutsam anpassen. Dabei geht es nicht darum, das Rad neu zu erfinden: Wir müssen unsere richtigen Ansätze aus der westlichen Psychologie an die spezifische Symptomatik der Patientinnen und Patienten adaptieren.“

Masterstudiengang oder Zertifikatskurs

Der duale Masterstudiengang richtet sich an Bachelorabsolvent*innen der Bereiche Soziale Arbeit/Sozialpädagogik, Psychologie, Erziehungswissenschaft/Pädagogik, Heil- oder Sonderpädagogik sowie Lehramt oder Medizin bzw. verwandter Disziplinen. Doch auch diejenigen, die kein Studium absolvieren wollen, können sich im Rahmen eines Zertifikatskurses mit der Thematik auseinandersetzen. Dieser richtet sich vor allem an Menschen, die ehren- oder hauptamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiv sind oder in ihrem Alltag mit Geflüchteten zu tun haben. „Der Zertifikatskurs ist die optimale Möglichkeit, wenn man nicht die zeitlichen Kapazitäten für ein Masterstudium hat, aber dennoch eine Qualifizierung in dem Bereich benötigt“, sagt Kizilhan.

Weiterbildung keine Frage des Alters

Eine dieser Interessierten ist Birgid Weller. Die 79-jährige war Chefärztin in einer Klinik für Suchttherapie und engagiert sich im Ruhestand für Geflüchtete, die sie u.a. beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützt. Durch die Flüchtlingshilfe war sie bereits mit der Arbeit von Jan Ilhan Kizilhan vertraut und umso erfreuter, als sie von dem Zertifikat erfuhr: „Nichts hat mich so sehr gelockt, als die Vorstellung, noch einmal zu lernen und neue Impulse zu erfahren. Eine der geflüchteten Frauen, die ich gegenwärtig betreue, ist eindeutig traumatisiert. Durch den Zertifikatskurs konnte ich so wertvolle Erkenntnisse zum Umgang mit Traumatisierten dazugewinnen“, sagt Weller. Die Bilanz fällt für sie durchweg positiv aus: „Ich kann das Studium oder das Zertifikat einfach allen empfehlen, die mit Geflüchteten oder Menschen aus aller Welt zu tun haben – egal ob haupt- oder ehrenamtlich.“

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