Ein Master im Gesundheitswesen?
Lohnt sich das denn? Nicole Tusche arbeitet seit bereits zwanzig Jahren als Pflegepädagogin in der Pflegeschule der Mannheimer Akademie für soziale Berufe. Als im Januar 2020 das neue Pflegeberufegesetz eingeführt wird, entscheidet sie sich für ein Masterstudium in Advanced Practice in Healthcare. Jetzt steht sie kurz vor ihrem Abschluss – und sagt ja, es lohnt sich.
Zwanzig Jahre ist es her, seit Nicole Tusche ihr Diplom in Pflegepädagogik (FH) absolvierte. Seither unterrichtet sie an der Pflegeschule der Mannheimer Akademie für soziale Berufe, die in Trägerschaft des DRK-Kreisverband Mannheim e.V. steht. Als Dozentin angestellt, deckt sie den theoretischen als auch den fachpraktischen Unterricht ab, führt Praxisbegleitungen in der Pflege durch. Das Ungleichgewicht, das zwischen den hohen qualitativen Anforderungen an die Pflege und den aktuellen Arbeitsbedingungen herrscht, kennt sie gut, insbesondere nach knapp zwei Jahrzehnten in ihrem Beruf. Auch von der Politik hieß es lange, die Pflegeberufe müssen reformiert werden. Im Januar 2020 trat deswegen das neue Pflegeberufegesetz in Kraft, mit dem Ziel, die Ausbildung zur Pflegefachkraft zu modernisieren, attraktiver zu machen und den Berufsbereich der Pflege insgesamt aufzuwerten.
Das bedeutet Veränderung: „Für meinen Beruf hieß es, ich brauche ein Masterstudium, wenn ich Praxis und Theorie gleichermaßen abdecken möchte oder Prüfungen durchführen will“, erklärt Nicole Tusche. Sie hat Bestandsschutz, darf also bei ihrem aktuellen Arbeitgeber auch weiterhin mit Diplom ihre bisherigen Tätigkeiten ausüben. Trotzdem will sie nachfassen – und schreibt sich im Master-Studiengang Advanced Practice in Healthcare mit Schwerpunkt Management and Leadership ein. „Ich finde es wichtig, dass das Gesundheitswesen anders aufgestellt wird. Dadurch brauchen wir Menschen, die ein breiteres, fachlicheres und wissenschaftlicheres Wissen haben. Und damit sind zwangsläufig eben auch ein Studium und höhere Abschlüsse erforderlich.“ Außerdem hat es sie einfach gepackt: „Ich hatte immer so eine innere Unruhe“, beschreibt sie das Gefühl. „Als sei ich noch nicht richtig angekommen und brauche etwas Neues, neue Ziele, neue Herausforderungen.“
Gefordert und gefördert
Mit dem Masterstudium am DHBW CAS schnuppert sie zum ersten Mal duale Luft – und fühlt sich damit eigentlich ganz wohl. Besonders die Fachlichkeit der Dozent*innen hat sie überzeugt: „Es war nie jemand da, der keinen riesigen fachlichen Hintergrund hatte.“ Die Vorlesungen waren praxisorientiert und niederschwellig, einige Inhalte kannte sie auch bereits dank ihrer langjährigen Berufserfahrung. „Ich habe angefangen das rauszuziehen, was für mich hilfreich ist, für mein Arbeitsgebiet und für mich persönlich.“ Mit ihren Dozent*innen suchte sie sogar nach weiterführender Literatur, konnte sich damit weiter belesen. „Im Studium sind über hundert Stunden Selbststudium angelegt und diese Zeit muss man nutzen und sich um seine eigenen Lücken kümmern“, erklärt sie.
Ganz besonders schätzte sie die Module, die auf Führungshaltung, Führungsstrategie und Kommunikation im Gesundheitswesen ausgelegt waren. „Da ging es um motivierende Interaktionen, Gespräche führen mit offenen Fragen und wie man das auch wieder zurückgibt, sodass man in einem Thema mehr in die Tiefe kommt.“
Es war ein schwieriges Studium, erzählt sie rückblickend, mit großem Niveau: „Man wird gefordert, aber auch gefördert.“ Der Aufwand rund ums Studium war groß, Beruf, Studium und Familienleben mit zwei Kindern muss gut organisiert werden – manchmal notgedrungen auch während der Vorlesung per WhatsApp. „Ich wusste, dass es Arbeit ist. Deswegen muss man in gewissen Dingen einfach flexibel sein.“
Am Ziel angekommen
Mit Abschluss ihres Master of Arts stehen Nicole Tusche nun viele neue Möglichkeiten offen. Sie könnte Fachbereichsleitung werden oder die Leitung einer Pflegeschule übernehmen, zur inhaltlichen und strukturellen Mitgestaltung der klinischen Versorgung beitragen. Die Vertretung für die Fachbereichsleitung übernahm sie bei ihrem Arbeitgeber aufgrund ihrer Erfahrung schon des Öfteren. Ohne Master-Abschluss bleiben ihr jedoch, ganz ernüchternd, nur die Pflichten und nicht die Rechte, die mit dieser Position einhergehen. „Das hat mich gefuchst!“, gibt Nicole Tusche zu – und hat es damit zu ihrem größten Motivator für die Weiterbildung gemacht.
„Es hat sich auf jeden Fall gelohnt“, so Nicole Tusche, wenn sie über ihr bald abgeschlossenes Studium nachdenkt. „Ich selber merke eine Entwicklung – positive Entwicklung. Mein Arbeitgeber hat das auch gesagt, dass man zuschauen konnte, wie ich selbstsicherer wurde, offener für neue Themen – und vor allen Dingen, ruhiger“, lacht sie. „Ich bin in meinen Stärken bestärkt worden, meine Defizite wurden deutlicher. Aber ich hatte auch eine klare Perspektive, wo ich mit meinem Wissen hinwill.“ Außerdem ist für sie ein wertschätzendes studentisches Netzwerk entstanden, dass sie auch hoffentlich viele weitere Jahre begleiten wird. „Es war eine ganz besondere Truppe. Trotz der unterschiedlichen Bereiche, aus der wir alle kamen, machten wir keine Unterschiede. Jeder wurde gehört.“
Das Studium brachte ihr nicht nur viele Impulse, es weckte neue, perspektivische Ideen, die gerne sehr plötzlich und unerwartet kamen. „Gute Ideen für die Zukunft“, weiß sie. Zwanzig Jahre arbeitete Nicole Tusche in ihrem Beruf, dann suchte sie sich eine neue Herausforderung im Job. „Jetzt fühle ich mich am Ziel angekommen.“